In diesem Artikel erfahren Sie sechs der schönsten Ausflugsziele und Geheimtipps im Kanton Graubünden, die es wirklich in sich haben. Von eindrücklichen Gletscherlandschaften über romantische Seen bis hin zu einem Ort mit einem Mythos, dass du nie mehr krank werden solltest.
Text und Bilder von Marc Gottwald
Graubünden hatte für mich schon immer einen speziellen Reiz. Nirgendwo in der Schweiz gibt es mehr Wildnis zu erleben, als im Kanton mit dem Steinbock im Wappen. Ein bestes Beispiel ist, dass sich der älteste Nationalpark von Mitteleuropa und der einzige der Schweiz im Kanton Graubünden befindet.
Graubünden ist auch der grösste Kanton der Schweiz und befindet sich in den Schweizer Alpen. Da tummeln sich verborgene Naturwunder und -schönheiten, die man sich kaum zu vorstellen vermag. In diesem Artikel möchte ich dir sechs meiner Lieblingsgeheimtipps präsentieren.
1). Silvrettagletscher – traumhafter Gletscher im Kanton Graubünden
Ein Gletscher, glasklare Seen und 1 Fluss für dich alleine? Dann ist diese Geheimtipp-Wanderung ein absolutes Muss. Willkommen beim Silvrettagletscher.
- – Atemberaubende Geheimtippwanderung mit fast keinen Leuten
- – Übernachtungs- und Essmöglichkeiten in der SAC-Hütte (Silvrettahütte)
- – Alpentaxi fährt zur Alpe Cardasca (ab 14 Fr pro Person/Weg: 081 420 20 20)
- – Landschaftlich sehr diverse Wanderung mit Gletscher, Gletscherseen, Wasserfällen, Blumenwiesen, etc
- – Ein Brunnen befindet sich aussen an der SAC -Hütte. Das heisst hier kann die Flasche wieder aufgefüllt werden.
- – Bester Picnicplatz ist entweder ca 10 Minuten nach der Alp Cardasca bei einem Badesee mit imposanter Aussicht auf die Gletscherformation.
Technik: schwer; Kondition: schwer
Dauer: 5-6 Stunden
Wanderzeit: ca. Juni bis Oktober
Was für ein Start!
Kaltgestelltes Bier steht im Brunnen bereit. Die Alpe Sardasca lockt mit ihrer attraktiven ‚Sirup’bar.
Wobei…es ist 9 Uhr Morgen.
Legen wir lieber mit der Wanderung los! Belohnung muss man sich zuerst verdienen, oder?
Der steile Aufstieg zu unserem Ausflugsziel Silvrettahütte SAC
Zur SAC-Hütte Silvrettahütte hast du bei einem eher steilen Aufstieg und ordentlicher Geschwindigkeit ca. 1.5-2h. Und man kommt so richtig ins Schwitzen. Der Aufstieg ist aber traumhaft.
Fast den ganzen Aufstieg wirst du bei genialer Panoramasicht durch die wunderschönen Alpenrosen begleitet. Eine typische Bergflora bis rund 200 Höhenmeter vor der Silvrettahütte SAC.
Weiter oben wird Pflanzenwelt eher karg, ab und zu sieht man noch ein einzelner Enzian blühen. Der Kanton Graubünden ist einfach schön!
Silvretta SAC-Hütte
Bei der Silvrettahütte angekommen könnte man in die Beiz einkehren, sogar in einem Massenlager übernachten. Wir finden, dass wir lieber ein wenig weitergehen und einen Rastplatz mit Aussicht auf den Gletscher suchen.
Bei der Silvrettahütte kann ich noch ein tolles Fotomotiv empfehlen. Für mich ganz klar eine der schönsten und speziellsten Berghütten, die ich je gesehen habe!
Hier die wunderschöne Aussicht beim Mittagessen. Wie sich später herausgestellt hat, hätte es einen noch besseren Spot gegeben, den ich dir natürlich zeigen werde.
Insgesamt haben wir an diesem Tag innerhalb von 8 Stunden nur 7 Leute angetroffen, wobei 4 in einer Gruppe waren.
Hier kannst du dich also wirklich erholen, Ruhe sammeln und die Seele baumeln lassen. Es ist ein wahrer Kraftort! Ein einzigartiges Panoramaerlebenis zwischen Gletscherzunge, den Gletscherseen, Moränen und die langsam entstehende karge Vegetation.
Übrigens: Ein Rundweg, der zeitgleich ein Gletscherlernpfad ist, zeigt dir anhand von rund 15 Tafeln die Entstehung und Merkmale eines Gletschers sowie die Folgen des Rückgangs durch den Klimawandel. Wir haben es uns nicht entgehen lassen, um das riesige Gletschertor anzuschauen. Wow, ist das eindrücklich! Und die Dicke des Eises!
Klimaerwärmung auch im Kanton Graubünden
Wenn man sich vorstellt, dass der Gletscher um 1850 hier war und heute von diesem Punkt gar nicht mehr sieht, ist dies sehr beängstigend. Das sind rund 1.6km, welche sich der Gletscher zurückgezogen hat. Der Silvrettagletscher ist der bestvermessenste Gletscher in Europa! Seit 1956 vermessen Wissenschaftler der ETH Zürich jährlich die Länge, Breite und Volumen des Gletschers. Pro Jahr schmilzt der Gletscher im Kanton Graubünden rund 2 Meter.
Zurück bei der Silvrettahütte beginnst du nun wieder mit dem rund 1h 45min Abstieg. Am besten telefonierst du jetzt mit dem Alpentaxi, da du mindestens eine Stunde vorher anrufen musst.
2). Lej de la Tscheppa
Hier sammelst du Glückshormone! Atemberaubende 15-Seen-Panoramawanderung zum Lej da la Tscheppa mit Steinböcken, Gämsen, Schneehühnern und vieles mehr.
- – Technisch und konditionell sehr anstrengende Wanderung
- – Ein echter Geheimtipp im Kanton Graubünden
- – Zum hellblauen Lej Lagrev können nur sehr geübte Wanderer gehen, da es kein offizieller Wanderweg dorthin gibt. Ansonsten ist dies sehr gefählich!
- – Genug Essen und Trinken mitnehmen, keine Verpflegungsmöglichkeiten!
Kondition: schwer und sehr schwer (bei Aufstieg zum Lej Lagrev, da kein offizieller Wanderweg)
Technik: schwer und sehr schwer (bei Aufstieg zum Lej Lagrev, da kein offizieller Wanderweg)
Startpunkt: Sils Post (oder einfachere Variante: Silvaplana Camping)
Ziel: Silvaplana Camping
Dauer: 4.5-5h (und 6.5h bis zum Lej Lagrev)
Den Kanton Graubünden wie auf einem anderen Planeten erleben
Hast du schon einmal ein Schneehuhn oder einen Steinbock in der Wildnis gesehen?
Nein?
Willst du zudem zu einem der hellblausten und verlassensten Seen der Schweiz, den praktisch noch niemand gesehen hat respektive kennt?
Dann wird dich diese unglaubliche Geheimtippwanderung im Kanton Graubünden mit positiven Emotionen überhäufen!
Diese konditionell und technisch schwere Wanderung ist jedoch nur etwas für geübte Wanderer (trotzdem: Bilder anschauen lohnt sich!).
Start in Sils Maria
Bei Sils Maria Post startest du und wanderst der Strasse entlang zurück in Richtung St. Moritz, bis du zum Industriegebiet kommst. Hier ist der Wanderweg angeschrieben (achte auf weisse Heuballen).
Die gemütlichere Variante ist, wenn du von Silvaplana Camping zum Lej de la Tscheppa wanderst und dann den gleichen Weg wieder zurück.
Es ist ein sehr steiler und happiger Aufstieg. Zuerst geht es durch einen schönen Mischwald. Was dir auffallen wird sind die vielen Pilze am Boden (im Herbst). Bist du ein erfahrener Pilzsammler, kannst du dir nach dieser Wanderung sogar ein gutes Nachtessen kochen!
Nach dem Wald das Panorama geniessen
Nach rund 45 Minuten verlässt du den Wald und kannst die wunderschöne Aussicht auf den Silsersee sowie den Silvaplanasee sowie die umliegenden Berge geniessen. Es gibt immer wieder Sitzgelegenheiten (Bänke), die zu einer Pause verlocken. Ein magischer Ort!
Da der Weg sehr steil und konditionell anstrengend ist, hast du diese Pausen aufjedenfall verdient!
Je weiter oben du bist, desto steiniger und alpiner wird das Terrain (alpine Stufe). Der Wanderweg ist gut, jedoch gibt es Abschnitte, wo du dich am Seil hochziehen musst.
Der Lej de la Tscheppa – Mutige baden
Nun die letzten Meter uuuund….es ist geschafft! Gratulation zu dieser wirklich tollen Leistung! Dafür wirst du jetzt beim Ausflugsziel so richtig belohnt! Mit einer genialen Panoramaaussicht auf den Lej de la Tscheppa sowie die umliegenden goldigen Bergspitzen sowie auf der anderen Seite in das Tal. Einfach atemberaubend und eine wahre Perle im Kanton Graubünden. Und: Wenn du kalte Temperaturen nicht scheust, kannst du sogar ein Bad im See nehmen.
Machst du es?
Lej Lagrev – einer der schönsten Seen im Kanton Graubünden
Wenn du ein ganz geübter und fitter Wanderer bist, kannst du zur Aussicht zum atemberaubenden Lej Lagrev wandern (ansonsten hast du hier auch schöne Bilder). Dies dauert rund 1.5h hin und zurück zum Lej de la Tscheppa. Mach dies aber wirklich nur, wenn du in der Lage bist, denn dieser Weg ist sehr gefährlich und steinig. Man braucht das Auge, wo man durchwandern kann, ansonsten kann man abstürzen und tödlich verunglücken.
Auf dem Weg nach oben habe ich diverse Steinböcke und Gämsen, sowie vier wunderschöne Schneehühner gesehen. Das allererste Mal in meinem Leben! So ein unglaubliches Gefühl. Die Natur ist einfach wunderbar.
Oben angekommen wirst du das Denken: Einfach bezaubernd und magisch dieser Gletschersee! Der wohl schönste abgelegene See im Kanton Graubünden, den es erst seit 1975 gibt. Auch den Gletscher kannst du auf der linken Seite gut erkennen. Leider ist er durch die Erwärmung recht stark geschmolzen.
Der Abstieg zurück nach Silvaplana
Nach dem Abstieg wieder zurück beim Lej de la Tscheppa machst du dich auf den Weg in Richtung Silvaplana (ca.2h).
Auch hier kommst du nochmals an mindestens zehn wunderschönen kleineren Seen vorbei und kannst die Aussicht auf St.Moritz und den Silvaplanasee in vollen Zügen geniessen.
Hier siehst du zum Beispiel einen wunderschönen Herzsee, geformt mit viel Liebe durch die Natur. Der Weg ist sehr angenehm, gegen Schluss wird es jedoch ein wenig steiler, wenn du in den Wald kommst.
Übrigens: Gegen Herbst (Mitte September) besteht die Möglichkeit Wacholder, Preiselbeeren sowie Heidelbeeren (auch schon früher) zu pflücken. Ein Wanderpaar, welches ich angetroffen habe, hat Preiselbeer-Konfitüre für ihr Frühstück daraus gemacht.
Überglücklich triffst du erfolgreich bei der Bushaltestelle Silvaplana Camping ein.
3). Das magische San Romerio – Eine unbekannte Perle im Kanton Graubünden
Einzigartige Kulisse mit 1000-jähriger Kirche, einem wunderschönen Bergpanorama sowie feines lokal produziertes Essen aus dem eigenen Garten. Ein wahrer Geheimtipp des Graubündens
Für immer gesund sein?
Ist das auch einer deiner grössten Wünsche? Dann ist San Romerio der perfekte Ort für dich. Der Legende nach sagt man, wenn man diesen Ort besucht hat, wird man nie mehr krank!
Schon alleine deshalb lohnt sich also ein Besuch auf der Alpe San Romerio. Aber die Alp hat noch weit mehr zu bieten.
Für Ruhesuchende, geschichtlich Interessierte oder Fotografen ist sie ein absoluter Höhepunkt. Im Austausch mit den Besitzern im Restaurant erfährst du dann interessante Geschichten über die Vergangenheit und die ungewisse Zukunft.
Eine speziell magische Stimmung
Die wunderschöne «Kirche San Romerio», gepaart mit einer einzigartigen Aussicht auf das Tal Val Poschiavo bis nach Tirano (Italien) macht den Ort im Kanton Graubünden zu einem magischen Aufenthalt. Besonders spannend ist die Geschichte. Die Kirche wurde nämlich vor mehr als 1000 Jahren erbaut! Mit der Zeit wurde der Ort zu einem Kloster.
Seit 1829 bewirtschaftet die Familie Bonguliemi die Alp und kocht mit Produkten aus dem Garten oder der Region. Es kann der Familie freiwillig geholfen werden gegen Kost und Logie. Auch Übernachtungsmöglichkeiten gibt es.
Anreise nach San Romerio
San Romerio (1800m) liegt im Graubünden oberhalb von Poschiavo. Es ist per Postauto von Brusio und 30 Minuten spazieren (Reservation mindestens eine Stunde vorher unter +41 800 126 126) oder mit einer 4 stündigen Wanderung von Poschiavo oder Brusio erreichbar und deshalb ein echter Geheimtipp.
Essen: Auf der Alpe San Romerio kann sowohl gegessen als auch geschlafen werden. Es werden lokale Produkte (meist aus dem eigenen Garten) serviert.
4). Walserdorf Obermutten – das schönste Walserdorf im Kanton Graubünden
Das Walserdorf Obermutten oberhalb von Thusis ist eines der schönsten Dörfer im Kanton Graubünden. Schon die Anreise ins Dorf ist abenteuerlich, schliesslich liegt Obermutten auf mehr als 1850 Meter über Meer. Kurve um Kurve nimmt das Postauto und kämpft sich die Höhenmeter nach oben. Zuerst kommst du beim idyllischen Mutten vorbei. Besonders schön ist die Kirche aber auch der Ausblick ins Tal in Richtung Albulapass. Kühe, Schafe und Esel grasen hier.
Das Postauto fährt übrigens drei Mal am Tag. Dabei ist wichtig, dass unbedingt eine Reservierung gemacht werden muss. Auch mit dem Auto kann hochgefahren werden. Doch ab Mutten ist die Strasse nicht mehr geteert. Besonders im Winter ist die Fahrt ein Abenteuer und wird bei Neuschnee nicht geraten.
Romantischer Dorfkern mit Holzhäusern
In Obermutten angekommen wirst du sofort mit dem Träumen beginnen. Denn das Ausflugsziel besteht ausschliesslich aus den bekannten Walser-Holzhäusern. Rund dreissig an der Zahl, um genauer zu sein. Früher waren dies vor allem Bauernhäuser, heute dienen sie unter anderem auch als Ferienhäuser. Die artenreichen Blumenwiesen verschönern das Dorfbild vor dem 15. Juli. Dann dürfen die Magerwiesen gemäht werden. Würden sie in den Alpen vorher gemäht, werden vom Bund keine Subventionen zugesprochen.
Obermutten weisst unter anderem auch eine Holzkirche aus dem 14. Jahrhundert, einen Dorfladen mit lokalen Produkten sowie ein Hotelrestaurant auf.
Perfekt ist der Ort ebenfalls um Wanderungen zu starten. Beispielsweise kann auf das Muttner Horn gewandert werden, wo eine grandiose Aussicht auf die Schweizer und Südtiroler Alpen wartet. Sogar im Winter gibt es hier präparierte Winterwanderwege.
5). Val Fex (Fextal)
Unter Insidern wird das Fextal auch als das schönste Tal im Oberengadin respektive im Kanton Graubünden gehandelt. Und ich kann dir eines versprechen. Schön ist das Ausflugsziel wirklich, egal ob im Sommer oder im Winter.
Da das Fextal komplett autofrei ist, bleiben folgende Optionen: Wandern, Biken oder eine Kutschenfahrt. Ich habe mich für die erste Option entschieden, doch die Biker sind an diesem warmen Sommertag deutlich in der Überzahl.
Von Sils Maria startet die Wanderung entlang des Wanderweges oder der Strasse. Beide Wege sind wunderschön. Am besten macht man den einen beim Hinweg, den anderen beim Rückweg. Unterwegs sind vor dem 15. Juli in den Wiesen neben dem Wegrand viele Orchideen und andere Blumen (z.B. Margeriten) in den Magerwiesen zu sehen. Bezüglich Orchideen sind vor allem die Knabenkräuter in der Mehrheit. Bitte verlasse die Wege nicht, auch vom Weg sind die Blumen sehr schön zu sehen.
Vorbei an einem Hotelrestaurant in Crasta geht es weiter nach Chalchais. Die Wanderung dauert rund 1.5h pro Weg. Danach könnte man noch zur Alp Muot Selvas weiterwandern und die grandiose Aussicht auf die drei Gletscher „Vadret dal Tremoggia“, „Vadret da Fex“ und „Vadret dal Güz“ geniessen.
Im Winter werden übrigens ebenfalls Kutschenfahrten angeboten, was es zu einem tollen Ausflugsziel von St.Moritz macht.
6). Lagh da Bitabergh – das unbekannte Ausflugsziel im Graubünden
Nicht weit vom Val Fex ist das Val Forno, welches ebenfalls autofrei ist. Im Vergleich zum Fextal werden hier Gratisparkplätze angeboten.
Vorbei an einer Schlammlawinenschutzmauer geht es durch den Wald rund 150 Höhenmeter den Berg hoch. Die gemütliche Wanderung ist absolut lohnenswert. Denn der Lagh da Bitabergh ist einer der idyllischen Seen und geheimen Ausflugsziele im Kanton Graubünden. Besonders am Abend ist die Stimmung einzigartig. Wohl einziger Wehrmutstropfen sind die vielen Mücken beim See.
Anschliessend kann die Wanderung zum Lagh da Cavloc fortgeführt werden. Der See ist zwar ein bisschen grösser aber ebenfalls wunderschön. Man kann sogar ein ein Restaurant einkehren oder ein Bad im kalten Wasser nehmen.
Die Rundwanderung vom Parkplatz zum Lagh da Bitabergh, Lagh da Cavloc und zurück dauert rund 3h. Wer möchte kann übrigens vom Lagh da Cavloc zur SAC-Hütte Capanna del Forno weiterwandern und übernachten, wo eine wirklich unglaublich spektakuläre Aussicht auf die Gletscherwelt wartet.