Eine wundervolle Wanderung im Gasterntal bei Kandersteg führt dich zu wilden Auenlandschaften, imposanten Wasserfällen, mäandrierenden Flüssen, naturbelassene Mischwälder, Gletscher und leckeren Restaurants.
Text und Bilder von Marc Gottwald
Ein Traum – das Gasterntal oberhalb von Kandersteg
Bist du auf der Suche nach einem einzigartigen Ausflugstipp in der Nähe von Kandersteg? Dann wirst du das Gasterntal lieben! Denn es muss nicht immer der Oeschinensee oder der Blausee sein.
Ehrlich gesagt, ich hätte es nicht erwartet. Wie durch einen Zufall bin ich auf dieses wunderschöne Tal gestossen. Und zwar, als wir die Seilbahn auf einen angrenzenden Berg genommen haben. Diese endlos scheinenden Wälder, der wild mäandrierende Fluss und die wunderschönen Gletscher packten mich so fest, dass ich zu meiner Begleitperson sagte: „Heute müssen wir wohl zwei Wanderungen machen“.
Was ich bis dahin noch gar nicht wusste: Das Tal heisst Gasterntal. Es ist ebenfalls oberhalb von Kandersteg.
Verzaubert wurden wir von dieser atemberaubenden Landschaft. Einer wilden Natur, die heute leider in der Schweiz Seltenheitswert hat und unbedingt so erhalten werden muss.
Bitte beachte, dass das Gasterntal aufgrund von Lawinengefahr jeweils von Mitte November bis Mitte Mai geschlossen ist und nicht betreten werden darf. Informiere dich zuerst auf der Hauptseite.
Die Kander – ein wilder Fluss im Gasterntal
Die Kander, ein wilder Fluss im Gasterntal. So lautet der Titel dieses Abschnittes. Das müssen wir aber noch ein wenig präzisieren. Weil dies vor allem auf das Gasterntal zutrifft.
Denn ab Kandersteg wird die Kander, wie fast alle grossen Flüsse in der Schweiz, in vom Menschen erschaffenen künstliche Kanäle geführt.
Hast du gewusst, dass die Kander früher direkt in die Aare geflossen ist? Seit 1711 wird sie in den Thunersee geführt. Dies hat aber dazu geführt, dass Thun aufgrund des neuen Wasserzustosses immer wieder von Hochwasser heimgesucht wurde.
Doch die wilden Auenlandschaften, die Laubmischwälder und die imposanten Wasserfälle machen das Gasterntal zu einem wahren Paradies für Ruhesuchende und Naturliebhaber. Und zu einem tollen Ausflugstipp ab Kandersteg.
Hier kannst du noch betrachten und geniessen, wie die Natur früher einmal in der ganzen Schweiz ausgesehen hat. Bevor der Mensch aufgrund der Industrialisierung und dem Gewinnen von mehr Land Flussläufe begradigte und Moore trockengelegt hat.
Gasterntal Wanderung ab Kandersteg
Von der Seilbahnstation Sunnbüehl in Kandersteg wanderst du durch eine wilde Schlucht hoch zum Hotel-Restaurant Waldhaus. Nach rund 50 Minuten hast du also das Eingangstor des Gasterntals erreicht. Durch die Schlucht sind es rund 300 Höhenmeter Differenz. Durch das Gasterntal ist danach alles flach. Für 12 Franken kannst du aber auch auf einer Privatstrasse hochfahren (Bergfahrt: 45-05; Talfahrt: 15-35), jedoch verpasst du so wirklich etwas. Die Bewilligung kann bei der Barriere aus dem Ticketautomaten gekauft werden. Die Fahrten sind nur ab ca. Mitte Mai bis Mitte Oktober möglich, sobald die Strassen schneefrei sind.
Übrigens sind im Sommer sogar Busfahrten ab Kandersteg ins Gasterntal möglich. Eine Fahrt kostet 8CHF, hin und zurück 14CHF (Stand Sommer 2021). Für den genauen Fahrplan klickst du hier. Eine Platzreservierung ist obligatorisch.
Im Gasterntal angekommen gibt es die Möglichkeit ins Restaurant Waldhaus einzukehren. Doch uns lockt die Natur. Die Wasserfälle rufen. Besonders ins Auge sticht uns der riesige Wasserfall unterhalb des Balmhorngletschers, welcher total in gut 800 Metern ins Tal stürzt.
Der Weg von Kandersteg durch die Schlucht dauert rund eine Stunde. Möchtest du noch zum imposanten Wasserfall weiterwandern, musst du noch einmal mit ca. 40 Minuten rechnen. Doch zurück geht die Wanderung schneller, da rund die Hälfte der Strecke hinunter geht (ca. 1h 15 Minuten). Das heisst, die Wanderung dauert total ca. 3 Stunden.
Das ist unser (zweites) Tagesziel. Für Wanderer, die mehr wollen, gibt es sehr viele Möglichkeiten im Gasterntal. Drei davon hier: Balmhornhütte (SAC), Gfelalp (und über den Lötschbergpass) oder eine Wanderung zum Gletscher namens Kanderfirn.
Wertvolle Auenlandschaften
Wie schon erwähnt, sind die wertvollen Auenlandschaften in der Schweiz stark zurückgegangen. Umso schöner, wird hier im Gasterntal (Naturschutzgebiet) so Sorge getragen. Ein Gebiet, welches viele Arten beherbergt. Auenlandschaften sind nämlich DIE Biodiversitätshotspots.
Dies, weil eine Aue sehr viele unterschiedliche Lebensräume auf kleinstem Raum beherbergt. Einerseits der Fluss, dann das Kiesufer, weiter aussen Sand und Sträucher und anschliessend Wald.
Durch die entstehende Vielfältigkeit bieten die Auenlandschaften einzigartige Lebensräume für viele Pflanzen und Tiere. Auenlandschaften sind „Hotspots“ der Artenvielfalt in der Schweiz; auf 0.3% der Landesfläche kommen 40% aller Pflanzen- und Tierarten vor.
Doch die Gewinnung von Landwirtschafts- und Siedlungsflächen, Gewässerverbauungen, Nährstoffeinträge, Massnahmen zum Hochwasserschutz und die hydroelektrische Nutzung haben den Lebensraum Gewässer in den letzten beiden Jahrhunderten massiv beeinträchtigt.
Gasterntal Restaurants
Das Gasterntal hat diverse Restaurants, welche sich lohnen zu besuchen. Ideal am Eingang des Gasterntal gelegen ist das Berghotel Waldhaus. Wenn du Nostalgie und Tradition liebst, bist du hier an der richtigen Adresse. Denn es werden nicht nur traditionelle Menüs wie Raclette, Fondue oder Rösti serviert. Auch Petrollampen sind immer noch im Einsatz. Hier kann nicht nur im Restaurant gespeist, sondern auch eine Übernachtung gebucht werden.
Ein weiteres Restaurant und Hotel ist das Berghotel Gasterntal-Selden. Dieses findest du ca. 10 Kilometer von Kandersteg entfernt im Tal. Auch das Restaurant bietet Wanderer tolle Gerichte. Besonders beliebt sind die Kuchen und Torten.
Das dritte Hotel und Restaurant, welches wir empfehlen im Gasterntal, ist das Berghotel Steinbock. Ebenfalls abgeschieden und wunderschön gelegen erfüllt das Hotel jeden Naturwunsch. Im Restaurant werden auch hier traditionelle Menüs wie Älplermaccaroni, Käseschnitte, Raclette, usw. serviert.
Weitere Hotels und Restaurants im Gasterntal findest du hier.
Schlussfolgerung
Das Gasterntal beweist, dass die Region um Kandersteg noch viel mehr zu bieten hat als nur der Blausee oder der Oeschinensee. Denn die wilden Auenlandschaften, Gletscher und imposanten Berge sind ein Traum für alle Naturliebhaber. Auch heimelige Restaurants lassen den Hunger der Besucher stillen.
Entdecke das Gasterntal mit einer Wanderung von Kandersteg aus und tauche ein in die unglaubliche Landschaft in den Schweizer Alpen.