National Geographic nannte das Berggasthaus Äscher einen „Place of a Lifetime“. In diesem Bericht gibt es neben Fotos viel Hintergrundwissen zum gemütlichen Spaziergang, den du im Jahr 2024 nicht verpassen solltest.
Text und Bilder von Marc Gottwald
Zusammenfassung Spaziergang Berggasthaus Äscher
- – Anreise mit dem öffentlichen Verkehr (empfohlen) oder dem Auto nach Wasserauen. Parkplätze sind stark beschränkt und vor allem an Wochenenden und schönen Sommertagen teilweise bereits um 8 Uhr ausgebucht (5CHF/Tag).
- – Bergbahn Ebenalp fährt in 6 Minuten zur Ebenalp, wo der rund 20-minütige Spaziergang zum Berggasthaus startet.
- – Bergbahnpreise sind 17CHF Hin- und zurück mit dem Halbtax-Abo oder 34CHF für einen voll zahlenden Erwachsenen.
- – Das Berggasthaus ist gemäss National Geographic einer der schönsten Orte der Welt.
- – Plätze im Äscher sind streng limitiert und je nach Wetter muss man Glück haben, einen zu finden. Reservationen sind erst ab 10 Personen möglich, jedoch nicht zwischen 9 und 16 Uhr.
- – Fototipp: Im Sommer gegen Abend (17-18 Uhr) hat man das beste Licht
- – Spaziergang Ebenalp – Äscher – Ebenalp dauert ca. 45 Minuten. Alternativ kann man in rund 1h 20min zum Seealpsee wandern (gefährlicher Wanderweg)
Anreise zum Berggasthaus Äscher – dem schönsten Ort der Welt
National Geographic kürte das Berggasthaus Äscher zu einem der 225 schönsten Orte der Welt und setzte es gleich auf das Titelbild. Schon vor etlichen Jahren war ich hier und freue mich deshalb umso mehr, endlich wieder zurückzukehren. Und sind wir ehrlich: Wenn ein Restaurant in den Alpen ein modernes Unterwasserluxusrestaurant auf den Malediven schlägt, muss das was heissen.
Es gibt zwei Wege, wie man speditiv zum Berggasthaus Äscher im Kanton Appenzell anreist. Einerseits gibt es die Möglichkeit mit dem öffentlichen Verkehr zu kommen. Die Appenzeller Bahn bringt dich in den neuen Zügen von Gossau oder Appenzell nach Wasserauen.
Die zweite Möglichkeit ist es, mit dem Auto nach Wasserauen anzureisen. Bitte sei dir aber bewusst, dass dies an Wochenenden und an schönen Sommertagen sehr schwierig werden kann. Denn es strömen sehr viele Menschen dorthin, weshalb die Parkplätze (5CHF/Tag) teilweise schon am Morgen zwischen 8 und 9 Uhr früh belegt sind.
Von Wasserauen nimmst du die „Ebenalpbahn“, welche dich in sechs Minuten auf die gleichnamige Ebenalp bringt. Preise pro Fahrt sind 11 CHF mit dem Halbtaxabo oder dem Swisspass respektive 22CHF für einen voll zahlenden Erwachsenen. Der Gondelmeister erzählte mir stolz, dass die Bahn die steilste Freiluftseilbahn der Welt sei. Die Seilbahn fährt zwischen 7.30 und 19 Uhr alle 15 Minuten. An schönen Tagen kann es aber eine lange Warteschlange geben, obwohl 50 Personen in der Kabine Platz haben.
Spaziergang Ebenalp zum Berggasthaus Äscher
Oben angekommen, kann das Abenteuer zum schönsten Ort der Welt starten. In rund 20 Minuten erreicht man mit einem gemütlichen Spaziergang das Ziel. Du wirst mir sofort zustimmen, dass die Aussicht phänomenal ist. Die grünen Wiesen und die vielen Häuser des Kanton Appenzells fallen sofort auf. Einerseits sehen die Häuser wirklich schön aus, doch umwelttechnisch macht dies wenig Sinn und wird in der Schweiz auch nicht mehr gefördert. Es ist die sogenannte „Zersiedelung“, wo Appenzell ein Paradiebeispiel ist. Heute zählt in der Schweiz, wo der Boden sehr knapp ist, das verdichtete Bauen. Sprich in die Höhe und enger beieinander. Neben einem Hof haben die Bauern in der Schweiz oft noch einen Schopf gehabt, wo sie das Heu lagerten. Sprich mindestens zwei Gebäude für einen Bauernhof. Bei der heutigen Einwohnerzahl der Schweiz ist dies gar nicht mehr möglich. Wie das Land wohl aussehen würde?
Zu den Wildkirchlihöhlen, wo einst Höhlenmenschen wohnten
Nachdem wir diese traumhafte Aussicht auf uns wirken liessen geht es auf dem gut ausgebauten Weg weiter in Richtung Wildkirchlihöhlen. Diese Höhlen, welche du durchqueren musst, sind etwas ganz Spezielles. Denn hier lebten einst vor rund 40‘000 Jahren Höhlenmenschen. Wie Forscher es vermuten, haben Jäger die Höhlen als Übernachtungsort benutzt. Hier wurden nämlich sogar Werkzeuge und Tierknochen von Bären gefunden, die ebenfalls in der Höhle übernachteten.
Als die Menschen sesshaft wurden, waren sie mit wenigen Ausnahmen nicht mehr im Alpsteingebiet, wozu auch das heutige Äscher oder der Seealpsee zählt. Und zwar von den Bauern, die das Vieh in den Sommermonaten bereits vor über 1000 Jahren in den Alpstein schickten. Beispielsweise ist bewiesen, dass die Alp soll seit 700 Jahren existiert. Demenstprechend waren die Bauern in den Ebenen des Alpsteins unterwegs.
Der Tourismus im Alpstein begann im 18. Jahrhundert mit dem Kurtourismus, wofür das Appenzell bekannt ist. In den Wildkirchlihöhlen konnte dann schon ein Gottesdienst verfolgt werden, der übrigens auch heute noch 1-2 Mal pro Monat zwischen Juni und Oktober stattfindet.
Übrigens sind die Höhlen gut beleuchtet, jedoch braucht es eine kurze Zeit, bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Nach den Höhlen kommt gleich das Wildkirchli (Kapelle mit Gottesdient).
Berggasthaus Äscher – Der Traum im Alpstein
Nach 20 Minuten kommen wir um die Ecke und sehen den wohl schönsten Ort der Welt – das Berggasthaus Äscher. Wow! Zuerst einmal tief ein- und ausatmen. Denn dieser traumhafte Moment kann man nicht in Worte fassen. Ein wahrer Kraftort! Einen Moment, den man natürlich als Fotograf oder Tourist unbedingt festhalten muss. Aber vergiss nicht das Geniessen.
Schon im 18. Jahrhundert wurden beim Äscher aufgrund der Gottesdienste Getränke und Essen verkauft. Später um 1850 wurde die Alphütte zu einem Berggasthaus umgebaut, welches offiziell zu den ersten der Schweiz gehört.
Restaurant-Reservationen sind nur für Gruppen ab 10 Personen möglich und das auch nur vor 9 Uhr am Morgen oder nach 16 Uhr am Nachmittag. Doch dann ist das Licht zum Fotografieren sowieso am besten. Um einen Platz zu finden, muss man teilweise wirklich Glück haben. Es gibt aber auch einen Shop, wo sich die Hungrigen und Durstigen verpflegen können oder man ein Souvenir kaufen kann.
Die Küche im Berggasthaus ist sehr lokal und traditionell. Wer eine Rösti auf der Karte sucht, der wird nicht mehr fündig. Dafür locken Gerichte wie Siedwurst, Pouletschenkel an einer Brennesselpesto oder eine Buttermilch-Ribel-Bramata. Alles produziert von lokalen Appenzeller Bergbauern. Zum Dessert gibt es z.B. einen Appenzeller Biber, Kuchen oder ein Höhlen-Joghurt. Die ganze Karte gibt es hier.
Übrigens kann man im Äscher sogar übernachten, fast wie damals im Jahre 1868, als der Ort eines der ersten Berggasthäuser der Schweiz war. Aber natürlich ist alles renoviert.
Weiterwandern oder zurück zur Ebenalp
Wer weiterwandern möchte, kann entweder in Richtung Schäfler oder zum Seealpsee. Aber Achtung! Beide Wege sind äusserst gefährlich. Auf dem Wanderweg in Richtung Seealpsee verunglücken immer wieder Wanderer tödlich. Und auf dem Weg in Richtung Schäfler entging ich einem Steinschlag nur rund einem halben Meter. Wenn die Steine schnell kommen, hat man keine Chance. Deswegen würde ich beide Wege nur bei Trockenheit machen. Besonders im Frühling und Herbst sind die Wege nach Starkregen oder Schnee sehr gefährlich.
Wer mit Kindern den Weg zum Seealpsee wandern möchte, der kann beim Berggasthaus Äscher Leinen ausleihen. Dies wird nämlich ausdrücklich empfohlen.
Zurück zur Ebenalp geht es in nur 25 Minuten, wo die nächste Seilbahn auf dich wartet.