Eine wunderschöne Wanderung ins unbekannte Naturparadies neben Bad Zurzach. Eine tolle Alternative zur Therme Bad Zurzach.
Text und Bilder von Marc Gottwald
Naturparadies bei Bad Zurzach
Wir kennen die Stadt Bad Zurzach vor allem von den Thermen. Doch hättest du gedacht, dass sich hier noch ein Naturparadies versteckt?
Die seltenen Uferschwalben sind gerade in der Paarungszeit und fliegen in ihr Refugium. Ein Schwan zeigt stolz sein weisses Gewand. Und die Stockente sucht eifrig nach Nahrung.
Doch der Kontrast ist gross. Auf der anderen Seite wird intensive Landwirtschaft betrieben. Weiter hinten sieht man den Turm der Therme Bad Zurzach. Häuser an Häuser reihen sich dort.
Start der „Naturparadies-Wanderung“ bei Bad Zurzach
Unsere Wanderung startet im Dorf neben Bad Zurzach namens Rietheim. Rietheim ist mit dem Zug und Bus von Bad Zurzach oder Koblenz gut erreichbar. Doch auch wer mit dem Auto anreisen möchte, findet in Rietheim Parkplätze.
Beispielsweise gibt es einen Parkplatz direkt beim Naturschutzgebiet (1CHF/h und nur in Münz zahlbar). Nun gibt es zwei Varianten. Einerseits ein kleiner Spaziergang im Naturschutzgebiet entlang der Wege, der auch für Familien perfekt als Ausflugsziel geeignet ist.
Wir machen die längere Wanderung, rund 1.5h dauert. Zuerst wanderst du vom Dorf Rietheim zum Naturschutzgebiet. Auf dem Weg siehst du einen kanalisierten Bachlauf. Da alles Beton ist, können in diesem künstlichen Bachlauf nur ganz wenige Tiere überleben. Doch der Biber ist zurück und verwandelt das Gebiet automatisch in ein Naturparadies. Denn er fällt Bäume und staut das Wasser für mehr Lebensraum.
Das zeigt auch hier bei Bad Zurzach: Die Natur holt sich früher oder später alles zurück.
Beim Parkplatz angekommen, marschierst du in Richtung Rhein mit der Feuerstelle Obwohl du in nur 5 Minuten vorne bist, gibt es noch einen nennenswerten Abstecher. Denn ein Bunker wurde zu einer Aussichtsplattform aufgewertet. Von hier kannst du Vögel und andere Tiere beobachten.
Wenn du möchtest, kannst du dann beim Rhein etwas grillieren oder picnicen.
Wir wandern zurück zum Parkplatz und biegen dann links ab. Nach einer Weile noch einmal links, wo wir zum Aussichtsturm kommen. Danach geht es dem Rhein entlang, bis man rechts abbiegt und in Richtung Rietheim zurückwandert.
Rhein – Flussbegradigung
„Chly Rhy Aue Rietheim“ ist unser Naturparadies bei Bad Zurzach. Es liegt direkt an der Grenze zu Deutschland. Deutschland? Ja! Der Rhein ist die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz. Und zwar nach Eglisau ununterbrochen bis nach Basel. Nur im Bereich zwischen Stein am Rhein und Eglisau sind teilweise beide Uferseiten des Rheins auf Schweizer Staatsgebiet.
Heute ist die Chly Rhy Aue ein Naturparadies und Naturschutzgebiet zugleich. Doch die Aue bei Bad Zurzach ist menschengemacht. Du hast richtig gehört.
Um Überschwemmungen zu verhindern und vor allem Land zu gewinnen, wurden im 19. und 20. Jahrhundert praktisch alle Flüsse in der Schweiz begradigt! Dies nennt man „Gewässerkorrektur“. Zum Beispiel führten die Flüsse nach Unwetter viel Schwemmholz, welches von den Bergen kam, respektive kommt. Das Schwemmholz konnte sich leicht verfangen und es entstand ein natürlicher Damm, der Felder und Dörfer überschwemmte.
Doch auch Seuchen konnten bekämpft werden. Denn beispielsweise gab es auch in der Schweiz die Malaria, welche mit dem Trockenlegen der Sümpfe ausgerottet wurde.
Klingt nun alles schön und gut, doch die Gewässerkorrekturen sind für die Umwelt eine Katastrophe. Der grösste Teil der Feuchtgebiete sowie Auenlandschaften ging verloren. Genau jene Landschaften, welche für die grösste Artenvielfalt (Fachbegriff Biodiversität) zuständig sind.
Chly Rhy Aue Rietheim – Renaturisierung
Nun wird das heute wieder rückgängig gemacht mit der Hilfe von Pro Natura. Das Auengebiet in Rietheim ist ein schönes Beispiel von Renaturierung. Die „Chly Rhy Aue Rietheim“ bei Bad Zurzach wurde also renaturisiert.
Obwohl Bad Zurzach und Rietheim so nahe bei Zürich sind, gehören beide Orte zum Kanton Aargau. Und hier haben wir es. Der Kanton Aargau ist ein Vorzeigekanton, wenn es um Revitalisierungen geht. Er möchte in 20 Jahren zwischen 2015 und 2035 ganze 152 Kilometer Gewässerabschnitte revitalisieren. Dabei werden auch Landwirtschaftsflächen wie Felder teilweise dem Bauer entzogen.
Wie das geht? Der Kanton hat den Eigentümern einen Vertrag für 99 Jahre ausgestellt. Nachdem dieser abläuft, wird 3% davon nicht mehr verlängert. Im Vertrag besteht keine Verpflichtung zur Kompensation.
Das sind insgesamt 32ha Felder. Klingt nach viel. Wenn man aber die Zahlen anschaut, dass über 1000ha vor 1880 Feuchtgebiete und Gewässer waren, ist dies wiederum minim.
Den Kontrast sieht man auch bei dieser „Bad Zurzach Wanderung“ gut. Einerseits das revitalisierte Naturschutzgebiet, anderseits die intensive Landwirtschaft, wo intensiv Gift gesprüht und gedüngt wird. Das sind rund 3% der vorherigen Fläche.
Sandaufschüttung für Uferschwalbe
Wie schon erwähnt sind Auen Biodiversitätshotspots. Doch durch die Uferkorrekturen gingen die meisten Auen verloren. Für die sehr seltene Uferschwalbe wurde ein künstlicher Sandblock aufgeschüttet. Im April, wenn die Schwalben von Afrika zurückkommen, brühten sie hier. Es ist ein Naturspektakel, dass du einmal gesehen haben musst.
Beachte jedoch, im ganzen Naturschutzgebiet die Wege nicht zu verlassen. Dies gilt auch bei den Uferschwalben. So werden die Tiere nicht gestört.
Fazit „Wanderung bei Bad Zurzach“
Bad Zurzach muss nicht immer nur die Therme sein. Diese Wanderung in der „Chly Rhy Aue Rietheim“ ist die wohl schönste Wanderungen bei Bad Zurzach und führt dich ins Naturparadies. Während der Wanderung sieht man von der Schweiz über den Rhein nach Deutschland. Das Gebiet ist ein ideales Beispiel von erfolgreicher Renaturierung, wo der Kanton Aargau ein Vorzeigekanton ist.
Ein grosses Dankeschön geht auch an Pro Natura für ihr unermüdliches Engagement in der Schweiz.
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